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Zeichen aus dem Planetensystem der Kiesel

Der Fotograf Christoph Kaesbohrer stellt in der Bildungsstätte des Bauernverbandes aus

Herrsching -


"Teerzeichen" hat der Münchner Fotograf Christoph Kaesbohrer seine Bilder ge-nannt. Eines dieser Teerzeichnen, die nun ausgestellt sind im Foyer der Bildungsstätte des Bayerischen Bauernverbandes in Herr-sching, trägt den Titel "Mir". Die Gestalt der nicht mehr existenten Raumfähre die Kaesbohrer gefunden und auf dem Weg über das Objektiv seiner Kamera aus der Anonymität herausgeholt hat, mutet prophetisch an: Eines der beiden Teerbänder der Figur zieht sich wie der Abgasschweif einer startenden Rakete nach oben, ein zweiter beugt sich und bewegt sich wieder zur Erde herab. Man könnte noch einmal ein wenig traurig werden darüber.
Was bedeutet, dass diese Teerzeichen in der Lage sind, Gefühle auszulösen über die "Opera curiosa" , ein dramatisch-komisches Muster von Figuren, von denen ei-ner gegen den anderen loszugehen scheint spürt man ein Lächeln aufsteigen und die "Nana Talia", eine erotische, biegsam-elegante Frauenfigur die Lebenssaft genug hat, um Pflanzen aus ihren Leib heraus sprießen zu lassen, macht staunen. Dem "Tarzan" mit den affenmäßig drohend erhobe-nen Armen, dem breiten Brustkasten und den schmalen Hüften möchte man nicht gern begegnen, sehr wohl dagegen diesem aus fei-nen Teerfäden sich herausschälenden, unternehmungslustigen "Donald".
Christoph Kaesbohrer, Absolvent der Münchner Fotoschule, erfolgreicher Werbe- und Sportfotograf wie auch Entwickler von patentierten Glas- und Steinbausystemen, schickt den Betrachter mit seinen Bildern in eine Schule des Sehens. Wer hat denn je auf das Band der Straße geschaut und diese Teermuster entdeckt?

Das wird gewiss mancher zum erstenmal getan haben, als er nach dem Besuch der Ausstellung wieder im Auto saß. Die Teermuster entstehen an Stellen, an denen der Asphalt geflickt wurde. An den Rändern der Flickstellen wird der reine Teer herausgepresst, sei es durch Wettereinfluss, sei es durch den Druck der Reifen. Nun mäandriert er und fügt sich zu Figuren, die an Piktogramme oder chinesische Pinselzeichen erinnern. Der Betrachter kann diese Zeichen spontan verstehen, aber der eigentliche Reiz, der sich nicht sofort erschließt, geht vom Planetensystem der winzigen Kiesel aus, durch die sich die Teerbahnen wie Wadis bewegen.
Diese Kiesel, manchmal innerhalb eines Bildobjektes dichter oder weiter gestreut, sind das vibrierende Universum, das die Figur trägt, ihr energetischer Hintergrund, der erst die Balance herstellt zwischen Reduktion und Fülle. Dennoch würde es mit der Zeit langweilig, diese Fotos anzuschauen wenn sie nicht den Fotografen Christoph Kaesbohrer zu weiteren Schritten getrieben hätten: er überträgt die Formen in geometrische Abstraktionen und führt strenge, klare Farbfelder ein, in ,, Glücksbringer" einen roten Kreis, in "Atheist" ein gelbes Quadrat, durch das sich die Silhouette einer menschlichen Gesichts zieht, oder in "Sabrina" ein blaues Dreieck, das dem schlanken Frauenkörper in Tanzhaltung einen sakralen Touch mitgibt.

INGRID ZIMMERMAN

SZ Starnberg vom 26.März 2001

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